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- Predigtserie: Radiosendungen im September 2019
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Nachfolge – praktisch und konkret (B)
Wir lesen aus 1. Johannesbrief Kapitel 2, die Verse 4-11:
„Wer sagt: Ich habe ihn erkannt, und hält doch seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in einem solchen ist die Wahrheit nicht. Wer aber sein Wort hält, in dem ist wahrhaftig die Liebe Gottes vollkommen geworden. Daran erkennen wir, dass wir in ihm sind. Wer sagt, dass er in ihm bleibt, der ist verpflichtet, auch selbst so zu wandeln, wie jener gewandelt ist. Brüder, ich schreibe euch nicht ein neues Gebot, sondern ein altes Gebot, das ihr von Anfang an hattet. Das alte Gebot ist das Wort, das ihr von Anfang an gehört habt. Und doch schreibe ich euch ein neues Gebot, was wahr ist in ihm und in euch; denn die Finsternis vergeht und das wahre Licht scheint jetzt. Wer sagt, dass er im Licht ist, und doch seinen Bruder hasst, der ist noch immer in der Finsternis. Wer seinen Bruder liebt, der bleibt im Licht, und nichts Anstößiges ist in ihm. Wer aber seinen Bruder hasst, der ist in der Finsternis und wandelt in der Finsternis und weiß nicht wohin er geht; weil die Finsternis seine Augen verblendet hat.“ Amen.
„Wer sagt, dass er in ihm bleibt, der soll auch leben, wie er gelebt hat.“ –
Wenn wir in Ihm bleiben, so ist das nicht, dass ich eine gewisse Frömmigkeit einhalte; es ist ganz gut, wenn man die Bibel täglich liest, das ist sogar wertvoll, wertvoll ist sogar, wenn man sie mehrmals liest und betet, es ist auch gut, wenn wir viel beten, wenn wir auf Gottes Stimme hören – alles das ist wichtig, aber in Jesus bleiben, das heißt, mit Ihm in Verbindung, in Gemeinschaft stehen, das fordert noch mehr, nämlich: dass wir „leben, wie er gelebt hat.“ Als Er gescholten wurde, hat Er nicht auch zurück gescholten, als Lamm Gottes schwieg Er, Er erduldete das Unrecht.
Wie reagieren wir darauf? Meinen wir, dass wir immer das letzte Wort haben müssen, oder sind wir auch mal bereit, ein Unrecht um Jesu willen zu tragen? Wir sollen leben, wie Er gelebt hat. Ich lese schon viele Jahrzehnte die Bibel, das Wort Gottes, aber immer wieder finde ich was Neues, eine neue kostbare Eigenschaft in Jesus, im Wort Gottes, Seine Reaktionen. Da stelle ich fest, dass Seine Reaktionen in meinem Innersten nicht immer entspricht. Wir haben doch unsere Reaktionen, oder nicht, dass wir plötzlich entweder niedergeschlagen sind oder eben wieder aufbrausen oder stark beleidigt sind, meinen, die ganze Welt müsste uns bemitleiden, oder dass wir dann wieder stolz sind, wenn an unserer Ehre etwas gesägt wird, dass das ganz furchtbar ist. Ähnlich werden mit Jesus bedarf, dass wir das Wort Gottes lesen, dass wir Seine Eigenschaft kennen lernen. Oder wie Er Seinen Feinden gegenüber begegnete; ich denke, wie Er aber auch sich den Armen annahm oder wie Er den Sündern sich annahm, wie Er mit Menschen redete, dass sogar die Jünger erstaunt waren, als Er am Jakobsbrunnen mit dieser Frau geredet hatte, oder als man Ihm die Sünderin brachte, auf Ehebruch ertappt, Er sollte entscheiden, ob man sie jetzt steinigen soll sofort. Er sagte „Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.“ Und einer nach dem andern ging von Ihm weg, also sie hatten mit Ihm keine Gemeinschaft.
Wenn wir jetzt dort gestanden wären – das liegt in unserer Natur, die anderen zu richten. Das ist seit dem Sündenfall ein menschliches Wesen, das aber nicht von Gott ist. Ja, wären wir von Jesus weg gelaufen, zum Beispiel auch wie der reiche Jüngling, oder hätten wir Gemeinschaft mit Ihm gesucht, mit Ihm eins zu sein, auch im Vergeben-können? Er war zuletzt nur noch mit dieser Frau allein, Er sagte ihr, sie soll nicht mehr sündigen, aber Er richtete sie auch nicht. Leben, wie Jesus gelebt hat – ich glaube, da sind neunzig oder hundert Jahre Leben auf dieser Erde und täglich im Wort Gottes zu forschen viel zu wenig Zeit, weil ja in Ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit. Und wenn wir Seine Person besser kennen lernen wollen und eine tiefere Herzensverbindung mit Ihm haben wollen, ja, wenn wir bereit sind, Seinen Weg zu gehen, nicht nur Gemeinschaft haben mit Ihm, wenn Er Wunder tut, wenn Er Brote vermehrt und fünftausend Menschen nährt, oder wenn Er den sinkenden Petrus aus dem Wasser zieht, sondern wenn wir auch bereit sind, Gemeinschaft Seiner Leiden zu haben, wenn wir bereit sind, auch einem Wohlstandsevangelium heute oftmals gepredigt wird, abzusagen. Wir müssen uns doch nicht so abmühen!
Ein Verkündiger darf doch ruhig zwei Monate Ferien machen im Jahr, oder nicht? Andererseits, wenn wir Gemeinschaft haben mit Jesus, – warum ist Jesus in diese Welt gekommen? Nicht nur, um uns ein Vorbild zu sein, sondern um uns am Kreuz zu erlösen: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.“ Jesus ist darum in diese Welt gekommen, Er hatte einen Auftrag, diese Welt zu erlösen, sie zu befreien von der Sündenlast, sie aus Satanshänden zu reißen. Er hat am Kreuz auch die Macht der Sünde, auch des Feindes, genommen. Meine Lieben, das hat Jesus alles getan. Und die Bibel sagt, dass wir Botschafter sein sollen an Christi statt, das heißt, dass wir uns zu Jesus bekennen, das heißt, dass wir auch bereit sind, mit Ihm zu leiden, dass wir nicht ein bequemes Leben suchen.
Man sollte mit achtzig nicht mehr arbeiten müssen, sagen viele, sie wollen mit sechzig schon die Pension haben. Aber es ist ein Dürfen, wenn man mit achtzig noch arbeiten kann, das ist ein Geschenk Gottes. Es ist ein Geschenk Gottes, meine Lieben, wenn du in deiner Altersklasse dem Herrn Jesus nachfolgen kannst, wenn du Menschen zu Ihm führen kannst durch dein persönliches Zeugnis, nicht im Aufstellen von Geboten, nein, sondern im Aufstellen, was Jesus für uns getan hat am Kreuz: Er hat uns erlöst, Er hat uns befreit, Er hat uns zu Sich gezogen. Das Leben, wie Jesus gelebt hat, geht ins Praktische hinein.
Johannes sagt uns hier: „Meine Lieben, ich schreibe euch nicht ein neues Gebot, sondern das alte Gebot, das ihr von Anfang an gehabt habt. Das alte Gebot ist das Wort, das ihr gehört habt.“ Also das alte Gebot und ein neues Gebot. Johannes 13, da sagt Jesus: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt. Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“
Also der Maßstab, dieses neue Gebot, das Jesus uns hier gibt, ist das Gebot der Liebe untereinander. Viele Eltern lieben ihre Kinder darin, dass sie ihnen viele Geschenklein machen oder für sie viel Geld ausgeben. Als ich früher noch geschäftlich zu tun hatte, mit vielen Geschäftsleuten Verbindung hatte, ist mir immer wieder aufgefallen: Sie hatten keine Zeit für ihre Kinder. Dafür kauften sie irgendetwas Schönes, ein Vergnügen für die Kinder. Ich fragte einmal eine Geschäftsfrau: „Ist das die Liebe zu Ihren Kindern?“ „Ja, aber sie anerkennen es nicht. Kaum haben wir ihnen ein Geschenk gemacht, sind sie nachher wieder unzufrieden, da möchten sie das und das noch. Und das kann man doch nicht immer alles den Kindern geben!“ Jesus sagt: „Ihr sollt euch untereinander lieben, gleich wie ich euch geliebt habe.“ Also auch hier wieder, bis wir uns untereinander lieben können, müssen wir mal lernen und kennen lernen: Wie ist die Liebe Jesu? Wie ist Seine Liebe uns gegenüber?
Meine Lieben, wir hätten keine Ehescheidungen mehr, wenn dieses Gebot Jesu befolgt würde. Aber gerade in der Ehe hat man heute ganz eigene Vorstellungen; ich rede nicht einfach jetzt von der emanzipierten Frau, nein, auch von dem immer noch beherrschenden Mann. Ungläubige, ja, in den primitiven Wirtschaften, eines wussten die Männer immer wieder, – ich evangelisierte hier und da auch in den Wirtshäusern – dass sie dann sagten: „Ja, in der Bibel steht: Ihr Weiber, seid den Männern untertan.“ Das wussten sie. Es steht aber in der gleichen Bibel auch: „Ihr Männer, liebet eure Frauen, gleich wie Jesus Christus seine Gemeinde, der sie darstellt ohne Flecken.“ Da habe ich jeweils den Leuten gesagt: „Ja, ihr schimpft jetzt über eure Frauen, aber Jesus stellt sie dar ohne Flecken, die Gemeinde.“ Also, ein Mann, der wirklich die Frau liebt, der braucht nicht jede Gelegenheit, um ihre Schwäche dann bloßzulegen. Oder viele Männer, die beruflich nicht vorwärts kommen, da ist ganz sicher die Frau schuld. Ich habe das oft gehört: „Hätte ich eine bessere Frau gehabt“, sagen dann die Männer, „hätte ich beruflich eine ganz andere Karriere gemacht, oder dann wäre ich ein besserer Mensch geworden, wäre ich kein Säufer geworden.“ – Wofür die Frauen alles schuld sein müssen! Und dabei fordert ja das Wort Gottes, ja, fordert Jesus, dass wir einander, besonders in der Ehe, einander so lieben sollen, wie Er uns geliebt hat und wie Er uns liebt. Also Er ist unser Maßstab!
Was erwarte ich von Jesus, was erwarte ich von Ihm? Dass Er mir alle meine Fehler vergibt, alle meine Sünden auslöscht, und sogar vollkommen ganz, als wären sie nicht geschehen! Das erwarte ich von Jesus für mich ganz sicher, du für dich sicher auch. Ich kannte einmal einen Mann, jeder sein zweiter Satz war: „O, wie wunderbar und herrlich, das Blut Jesu reinigt mich von aller Sünde!“ – Wunderbar, oder nicht? Das ist Erkenntnis, die oft in vielen Kreisen nicht mehr da war! Aber, als ich dort in jener Familie zum Mittagessen eingeladen war, aha, er war völlig unversöhnlich: Ein Kind hatte was falsch gemacht, ja, das musste lange in der Ecke stehen, Buße tun. Und erst noch seine Frau, ich weiß nicht, was in die hinein gefahren war, aber sie hatte das Essen etwas versalzen; und da war noch Besuch da, ich war dort zu Besuch. Konnte der Mann schimpfen mit dieser Frau! Die Frau hat unter Tränen gesagt: „Es tut mir leid!“ Hat sich bei mir mehrmals entschuldigt. „Ist schon gut!“ habe ich gesagt. Da sagte der Mann: „Nein, ist nicht gut! Du machst immer und immer wieder dasselbe, ich muss dir immer wieder dasselbe reklamieren!“ Aha, ich fragte den Mann: „Wann hat Ihnen Jesus das letzte Mal vergeben müssen?“ Er wollte darüber nicht reden, nein. Ich habe ihm gesagt: „Jetzt haben Sie Vergebung nötig, denn das Blut Jesu Christi hat jetzt Ihre Sünde noch nicht gereinigt, was Sie jetzt angestellt haben in der Familie!“ Verstehen wir, was das heißt: Lieben, wie Jesus uns liebt? Da geht auch das Vergeben hinein. Ich sehe, heute auch wo Gemeindespaltungen sind – wir haben heute immer wieder viele Spaltungen – meistens ist die Herzenshärtigkeit der Grund, jeder sitzt auf seiner Position, man kann einander nicht vergeben, man hat ein eigenes Ziel. Wir müssen ein Ziel haben, und das Ziel soll sein: Jesus ähnlicher werden, Ihm näherzukommen.
Also, jedermann soll erkennen, dass wir Seine Jünger sind, wenn ihr Liebe untereinander habt, Liebe, wie Jesus uns geliebt hat. Das gilt mal als erstes auch in der Familie, wir müssen uns in der Familie immer wieder finden. Wir müssen fähig sein, als Familienhäupter uns auch bei den Kindern zu entschuldigen, wenn wir Fehler gemacht haben und sagen „Das tut mir leid!“ Wenn die Kinder das von uns Eltern oder Großeltern nicht erleben, können sie später ihren Kindern das auch nicht weitergeben. Das Leben mit Jesus, Er als unser Vorbild ist derart reich an Inhalt, dass eben ein ganzes Leben nicht genügt, um das alles zu können. Wir können dann nicht zum Schluss kommen und sagen: „Jetzt habe ich gelebt wenigstens ein Jahr lang, wie Jesus gelebt hat.“ Wir können auch auf alles Materielle verzichten – hätten wir der Liebe nicht, ach, wäre es auch wieder nichts! Wir können gute Werke tun, haben wir der Liebe nicht, ist es auch nichts! Jesus redet hier von einem neuen Gebot, und wir haben das auch jetzt im Johannesbrief von einem neuen und einem alten Gebot.
Auch das alte Gebot kennen wir in der Bibel, nämlich eines der ältesten Gebote. Wir wissen, dass durch Mose das Gesetz gegeben wurde; Israel hat gesagt „Ja, das wollen wir alles tun.“ Sie wollten das Gesetz erfüllen. Wenn wir das Gesetz wirklich erfüllen wollen, alles tun wollen – wir kommen nicht mehr durch! Wir konzentrieren uns dann auf einzelne Bereiche. Wenn heute jemand in der Wirtschaft etwas höher steigen will, da muss er sich spezialisieren, entweder auf die Technik oder auf die Wirtschaft oder auf die Finanzen im Bankenwesen usw. Er muss sich spezialisieren, er kann nicht alles tun. Und es gibt immer noch Gläubige, die meinen, sie könnten das ganze Gesetz erfüllen. Ja, wenn wir auch das ganze Gesetz erfüllen würden und fehlen in einem Punkt, dann sind wir für das ganze schuldig, sagt die Bibel. Da kommen wir wieder zu dem Punkt: Da ist keiner, der gerecht sei, auch nicht einer. Da brauchen wir eben Erlösung und Gnade. Das alte Gebot, wir finden das schon im 5. Mosebuch, dass wir Gott lieben sollen von ganzem Herzen, von ganzem Gemüt und von allen unsern Kräften. Etwas später lesen wir auch noch, dass wir unsern Nächsten lieben sollen.
Und Jesus, das neue Gebot, das Er uns gab, als ein Schriftgelehrter Ihn versuchte, Ihm eine Falle stellte: „Was ist das höchste und größte Gebot?“ – was antwortete Jesus?: „Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen“, so zu innerst, „von allen deinen Kräften und von deinem ganzen Gemüte“ – so sollst du Gott lieben. Wir können sagen, Gott lieben mit unserem ganzen Wesen und Sein. Diese Liebesforderung Gottes, erfüllen wir die? Wir möchten sie, wir wollen sie erfüllen, ja, wir trachten danach. Und das zweite und nicht geringere Gebot, sagt Jesus, heißt: „Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst.“
Evangelist Josef Schmid